Der Fritz-Hornschuch-Naturpfad

“Klein Berchtesgaden” Oberfrankens, ein weltlicher Wallfahrtsort und einzigartige landschaftliche Schönheit, so beschreibt Georg Schwarz Kasendorf in der “Heimatbeilage Nr. 127 zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken”.


Er berichtet hier über den Fritz-Hornschuch-Naturpfad, einen Wanderweg und Lehrpfad der um Kasendorf führt. Welche Bedeutung dieser Lehrpfad bei seiner Eröffnung einnahm schildert Schwarz folgendermaßen:


Am Samstag, dem 31. August 1936 konnte der 1. Teil des Naturpfades eröffnet werden, der dann bald nach dem weiteren Ausbau rund um Kasendorf geführt wurde. Der Pfad wurde wegen seiner einzigartigen landschaftlichen Schönheit und seiner außerordentlichen interessanten Erscheinungen zu einer Sehenswürdigkeit, lockte Hunderte, ja Tausende von Naturfreunde aus nah und fern an, die an Sonn- und Werktagen diesen Weg bewanderten. Aus ganz Süddeutschland erklang das Lob des von Max Hundt errichteten Naturpfades. Kasendorf wurde zu einem weltlichen Wallfahrtsort. Die Zahl der Übernachtungen in dem Marktort nahm um 230 Prozent zu. Der Pfad trug sichtlich dazu bei, daß Kasendorf auch in der Folgezeit das Reiseziel vieler Menschen wurde.


Kasendorf

Die Geschichte des Fritz-Hornschuch-Naturpfades


Der lehrreiche Wanderweg ist der erste Naturpfad Oberfrankens und einer der ersten in Deutschland. Einzigartig machten ihn auch die Hinweistafeln, welche den Wandernden die Vor und Frühgeschichte Kasendorfs und die dazugehörigen Ausgrabungen näher brachten.


An vielen dieser Ausgrabungen war der Kulmbacher Lehrer und Oberstadtschulrat Max Hundt in den 30er Jahren maßgeblich beteiligt. So leitete Hundt zusammen mit Prof. Dr. Georg Hock im September 1935 einen Kurs des Lehrerverbandes, welcher die Vorgeschichte behandelte. An diesem nahmen mehr als 60 Lehrer aus ganz Bayern teil. Im Rahmen dieses Kurses wurden auch Ausgrabungen vorgenommen, welche zur Folge hatten das Kasendorf von vielen Interessierten besucht wurde.

Es war naheliegend, diesen Besuchern die Forschungen anhand von Tafeln und Bilder an den Grabungsstellen näher zu bringen. Die Initiatoren waren hier die Kulmbacher Max Hundt und Rektor Hans Edelmann sowie die Kasendorfer Karl Jahreiß und Hauptlehrer Oskar Kaufmann.

Infotafel im Pfarrwald bei Kasendorf

Ältere Tafel im Pfarrwald (mittlerweile erneuert)

Die Nationalsozialisten versuchten damals die Grabungen politisch auszunutzen, was Max Hundt auf keinen Fall zulassen wollte. Der Streit gefährdete sogar die Weiterführung der Grabungen. Um die Grabungen zu retten, übernahm der spätere Namensgeber, Geheimrat Dr. Ing. Fritz Hornschuch, die anfallenden Kosten.

Das große Interesse der Bevölkerung an den Grabungen kann man als ambivalent beschreiben: Einerseits ist das Interesse an der Heimatkunde und Geschichte des Ortes sehr erfreulich, andererseits hielten die Besucher die Grabungen auf und verzögerten die Arbeit. So kam Max Hundt dann auf die Idee, einen Naturpfad anzulegen der Tourismus, Erholung und Bildung in sich vereinen konnte. Wie Hundt berichtete wollte Hornschuch aus Bescheidenheit eigentlich nicht als Namensgeber dienen. Als Hundt jedoch anmerkte, dass dann eventuell die Nationalsozialisten auf den Namen Einfluss nehmen könnten, stimmte er doch zu.

Infotafel im Pfarrwald bei Kasendorf

Ältere Tafel im Pfarrwald (mittlerweile erneuert)

Der damalige Aufbau und Verlauf des Naturpfades


Ursprünglich hatte der Pfad 4 Teilstücke, welche insgesamt um Kasendorf herumführten. Von diesen Abschnitten führten jeweils Abkürzungen direkt nach Kasendorf sodass man jedes Stück auch für sich wandern konnte.


Teil 1 damals


Der Start war praktischerweise am Bahnhof, so konnten Besucher gleich nach ihrer Ankunft mit der Wanderung beginnen. Die nächste Station war dann im Pfarrwald mit dem Hügelgräberfeld. Hier traf man zum ersten mal auf erlebbare Zeugnisse aus der Frühgeschichte und die dazu passenden Infotafeln.

Ältere Tafel im Pfarrwald (mittlerweile erneuert)

Bahnhof Kasendorf

Alter Bahnhof


Nach dem Pfarrwald kam der Anstieg auf den Prelitz . Hier durchschreitet man die Schichten des Juras, eine gute Gelegenheit, um den Wanderern die Geologie der Gegend zu erläutern. Auf der Höhe des Prelitz betrat man dann das “Lindlein” welches damals weitestgehend frei von Bäumen war und in alle Richtungen eine fantastische Aussicht bot.

Blick auf den Magnusturm, vom Lindlein auf dem Prelitz

Blick vom Prelitz auf den Magnusturm

Unten im Tal sah man auf den zurückliegenden Weg mit dem Pfarrwald, dahinter erstreckt sich das Maintal. Unweigerlich fiel dem Betrachter dann Kulmbach mit der Plassenburg ins Auge, und schließlich im Osten das Fichtelgebirge mit seinen größten Bergen Ochsenkopf und Schneeberg. Im Nordosten, hinter Kulmbach, blickte man bis zum Döbraberg des Frankenwaldes.

Foto über die Bäume hinweg (Richtung Osten), welche in den 30ern kleiner, bzw. gar nicht dort waren

Foto über die Bäume hinweg (Richtung Osten), welche in den 30ern kleiner, bzw. gar nicht dort waren



Im Süden liegt Kasendorf mit der Kilianskirche (bzw. Johanneskirche) und dem Magnusturm der auf dem markanten Turmberg seine Wacht über den Ort hält. Noch war die Bewaldung am Turmberg niedrig und Lückenhaft, heute ist er stark bewachsen, an der Kasendorfer Seite ist der Blick auf dem Turm und Teile des Plateaus aber frei geschnitten, sodass man ihn auch heute wieder vom Lindlein aus gut sehen kann.


Foto über die Bäume Richtung Kasendorf


Foto über die Bäume Richtung Kasendorf

Postkarte um 1924 mit Blick auf Kasendorf, etwas undeutlich, aber man sieht das am Prelitz und am Turmberg deutlich weniger Bäume waren

ostkarte um 1924 mit Blick auf Kasendorf, etwas undeutlich, aber man sieht das am Prelitz und am Turmberg deutlich weniger Bäume waren



Es ist wichtig zu wissen, dass damals deutlich weniger Bäume den Blick versperrten. Zu großen Teilen kann man zu dieser Zeit nicht mal von einer Bewaldung sprechen. Heute kann man nur selten einen Blick auf Kasendorf erhaschen. Wenn die Bäume wenig Blattwerk tragen, kann man heute noch erahnen wie toll die Aussicht gewesen sein muss. Vor allem der Prelitz war weitgehend frei von Bäumen. Nicht nur der Blick vom Weg in Richtung Kasendorf hat sich dadurch, wie ich finde nachteilig, verändert. Ebenso hat sich natürlich das Bild der überschwellig gelobten Landschaft des “Klein-Berchtesgaden Oberfrankens” gewandelt. Heute erblickt man an und auf den Steigungen der Höhenzüge ausschließlich Wald. Früher waren hier teils die schroffen Kalkfelsen zu sehen die wohl auch aus dem Magerrasen hervorragten (ich vermute es war Magerrasen, ist aber schwer zu erkennen). Am Ende dieses Abschnitts, wo der Pfad die Straße nach Zultenberg auch heute noch kreuzt, endet der erste Teil des Naturpfades. Neben dem Pfarrwald lag der Schwerpunkt auf der Geologie und der viel gelobten Aussicht.

der Fotograf steh weiter hinten am Prelitz über dem Weg nach Zultenberg welcher heute die Straße ist. Auf der rechten Hälfte der Turmberges wachsen eher Stäucher, am Prelitz sind die Hecken niedriger und es stehen nur einzelne Bäume


der Fotograf steh weiter hinten am Prelitz über dem Weg nach Zultenberg welcher heute die Straße ist. Auf der rechten Hälfte des Turmberges wachsen eher Stäucher, am Prelitz sind die Hecken niedriger und es stehen nur einzelne Bäume

Der Fotograf steht hier noch weiter weg von Kasendorf an der Straße nach Zultenberg als beim vorherigen Bild, das Objektiv ist weitwinkliger.

Der Fotograf steht hier noch weiter weg von Kasendorf an der Straße nach Zultenberg als beim vorherigen Bild, das Objektiv ist weitwinkliger.


Teil 2 damals


Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf


Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf.

Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf

Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf


Thematisch widmet sich dieser zweite Teil den Pflanzen sowie der Prosa und Lyrik. Vor allem die deutschen Märchen standen im Vordergrund. Es gab sogar eine Märchenkanzel, in welcher Märchen zum lesen bereit gelegt wurden. Auch für die Lyrik gab es Kästen mit Glasscheiben. Neben den Schriften gab es wohl eine stattliche Zahl von Märchenfiguren welche diesem Abschnitt seinen Namen, Märchenwald, verschafften. Die Pflanzenwelt wurde mit kleinen Schildern (vermutlich auch an den anderen Teilen des Pfades) erklärt. Diese Schilder wurden oft von Jahreiß und Kaufmann aktualisiert. Angeblich war dies der Lieblings Abschnitt der Jugend. Zur Einweihung des zweiten Teiles möchte ich das Kulmbacher Tagblatt vom 24. 8 1936 zitieren (ich habe das Zitat aus dem Heimatbuch):


Zu der Eröffnungsfeier hatten sich neben den Vertretern der Partei und ihrer Gliederungen sowie der in Frage kommenden Gemeindebehörden, der Schule und Kirche, Herr Geheimrat Dr. Hornschuch mit Gemahlin eingefunden, der durch seine warmherzige Förderung die Anlegung diesesNaturpfades erst ermöglichte. Außerdem waren noch eine stattliche Anzahl von Mitgliedern des Vereins Natur und Heimat Kulmbach sowie Naturfreunde und Heimatforscher zugegen, zu denen sich ein Teil der Einwohnerschaft von Kasendorf und dessen Schuljugend gesellte


Den Verlauf des Pfades kann man anhand der Beschreibungen ganz gut rekonstruieren. Er verlief bei den Reuther Waldungen am Rand des Hanges entlang. (Heute auch wieder, dazu später mehr.) Der zweite Teil begann wo der erste Teil endete, also an der Kreuzung mit der Straße nach Zultenberg. Man überquerte die Straße und gelangte zum Felsentor, welches auch steinernes Tor genannt wird.



Der zweite Teil des Pfades endete dann in Reuth am Fußweg nach Kasendorf. Diesen Fußweg, als “Hohlweg” bekannt, gibt es auch heute noch. Der Märchenwald war am Ende des zweiten Abschnitts, vielleicht knapp hundert Meter bevor der Pfad auf den Hohlweg trifft. Heute ist dort nur noch eine Bank, von welcher man damals noch auf Kasendorf und den Prelitz blicken konnte. Gegenwärtig verhindern Bäume die ehemals schöne Aussicht. Lediglich im Winter und Frühjahr, wenn es noch keine Blätter gibt, kann man den Blick von damals erahnen. Allerdings stören auch im Winter noch die Baumstämme.

Im zweiten Weltkrieg nahm der gesamte Naturpfad großen Schaden. Nach dem Krieg wurde er teilweise wieder errichtet, der Märchenwald wurde aber ausgespart. Hier zitiere ich abermals Schwarz, welcher in der Heimatbeilage schrieb:

Der mittlere Teil des Naturweges, der an der Reuth lag, zum “Sonnentempel” führte, beim Volke wegen der an seinem Weg aufgestellten Märchengruppenbilder und Zwerggestalten auch “Märchenwald” hieß, konnte nicht mehr hergestellt werden, weil einzelne Grundstücksbesitzer von Reuth den Durchgang durch ihre Wälder verweigerten und bereits angelegte Treppen und Wegstücke wieder beseitigten. Der Abschnitt muss daher ausgelassen werden.


Heute führt der Weg wieder am Felsentor entlang.

Der Pfad heute im Bereich des ehemaligen Märchenwaldes


Der Pfad heute im Bereich des ehemaligen Märchenwaldes

Bank heute im Bereich des ehemaligen Märchenwaldes. Die damalige freie Aussicht auf Kasendorf (man sieht es etwas durch die Bäume) kann man nur erahnen

Bank heute im Bereich des ehemaligen Märchenwaldes. Die damalige freie Aussicht auf Kasendorf (man sieht es etwas durch die Bäume) kann man nur erahnen


Teil 3 damals



Der dritte (und auch der vierte) Abschnitt wurden erst ein Jahr nach den ersten beiden fertiggestellt. Dieser dritte Abschnitt beginnt in Reuth. Der Weg führte dann zum Sonnentempel. Hier kommen zwei Wege in Frage: man kann nahe Reuth zum Sonnentempel abbiegen ohne den Weg nach Kasendorf allzu weit bergab gehen zu müssen. Dann kommt man oberhalb des Sonnentempels an. Der andere Weg führt fast bis nach Kasendorf und dann oberhalb des alten Steinbruchs entlang zum Sonnentempel, zu welchem man dann wieder aufsteigt.

alter Steinbruch, kurz vor Kasendorf


alter Steinbruch, kurz vor Kasendorf


Auch hier hatte man wieder eine fabelhafte Aussicht, die auch heute noch sehr ansprechend ist. Dennoch muss man erwähnen das auch hier gilt dass die Bäume weniger und niedriger waren. Was dazu führte dass die Sicht auf den und vom Sonnentempel wohl noch eindrucksvoller war. Man hatte einen tollen Blick auf den gesamten Kessel des Friesenbachtals. Über den Sonnentempel ist eine Aussichtsplattform auf eine Felsklippe gebaut. Weiter unten steht der Sonnentempel, der wohl damals schon der zweite Sonnentempel war. Er wurde von zwei engagierten Kasendorfern, SchreinermeisterFritz Schneider und dem arbeitslosen Zimmerer Ferdinand Richter 1948/49 in Eigeninitiative und unentgeltlich neu errichtet. Vom Sonnentempel steigt man wieder die Treppe hinab und folgt dem Pfad an den Höhen des Friesenbachtals entlang. Man näherte sich der Friesenquelle. Diese große Karstquelle lädt zu einen Abstecher abseits des Pfades ein.

Der dritte Teil endet hinter dem südwestlichen Rand des Festplatzes von Kasendorf.

Blick vom Sonnentempel nach Kasendorf


Blick vom Sonnentempel nach Kasendorf

Blick vom Pfad zum Sonnentempel

Blick vom Pfad zum Sonnentempel


Teil 4 damals



Der vierte Teil führt auf den Turmberg. Über den Turmberg und seine bedeutungsvolle Geschicht gibt es gleich mehrere Artikel auf dieser Internetseite.

Der Naturpfad führt zunächst durch die beiden ehemaligen, westlichen Tore der beiden Wallanlagen. Wieder erklären Infotafeln die Geschichte der Region. Am inneren Wall entlang geht es vom Tor zum Turm. Er ist der letzte Aussichtspunkt des Naturpfades.

Südwest-Tor des inneren Walls der Wehranlage des Turmbergs

Südwest-Tor des inneren Walls der Wehranlage des Turmbergs


Die Wanderer konnten nochmal den Verlauf des zurückgelegten Weges betrachten, der sich um das Kasendorfer Tal schlängelt. Der Pfad endet, wo er begann, am Bahnhof in Kasendorf.

Panorama; Blick vom Magnusturm nach Kasendorf

Blick vom Magnusturm nach Kasendorf



Nach dem zweiten Weltkrieg


Im 2. Weltkrieg verfiel der Lehrpfad. Max Hundt ging nach 1945 mit Hilfe vieler Helfer daran den Pfad wieder instand zu setzen. Auch der Namensgeber half wieder finanziell. Es wurden aber nur der erste und dritte Teil wieder aufgebaut. Wie schon erwähnt wurde der Märchenwald, also Teil zwei des Pfades, wegen dem Widerstand von Grundstückseigentümern nicht wieder errichtet. Am 28. August 1949 feierte man die Neueröffnung. Der Gesangsverein “Liederkranz” Kasendorf, die Naturfreunde Kulmbach und der Touristenverband nahmen, neben vieler Heimatfreunde an der Feier Teil. Die beiden Kasendorfer Betreuer des Pfades, Kaufmann und Jahreiß, führten anschließend die Besucher durch den Pfad.


Der Pfad heute



Auch heute gibt es den Naturpfad noch. Man kann alle vier Teile wieder begehen. Es hat sich aber schon einiges in den mehr als 80 Jahren seit der Gründung verändert. Der Märchenwald und die Pflanzenschilder fehlen heutzutage beispielsweise. Wie schon mehrmals erwähnt hat auch die Attraktivität der Landschaft durch die Bewaldung und am Prelitz vielleicht auch durch die Bebauung gelitten. Der Fritz-Hornschuch-Naturpfad ist nicht mehr so ausführlich wie in den 30er Jahren und deswegen auch nicht mehr so bekannt. Dennoch ist er heute noch informativ und erlebenswert. Aufgrund der Heimatforschung bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts bietet der Naturpfad, vor allem in Blick auf die Geschichte, heute mehr Informationen als früher. Auch die Tafeln zur Geologie sind sehr lehrreich und interessant.

Hier möchte ich Dieter Schmudlach besonders erwähnen. Der ehemalige Konrektor der Volksschule Kasendorf ist einer der bedeutendsten Heimatforscher die Kasendorf kennt. Herr Schmudlach war lange Kreisheimatpfleger und wurde wegen seinem Engagement mehrmals ausgezeichnet. 2006 bekam er den Archäologiepreis, 2009 folgte das Bundesverdienstkreuz. Er war es auch der die Tafeln zur Vor und Frühgeschichte überarbeitete und die zur Geologie komplett neu erstellte.

Der Pfad beginnt nicht mehr am Bahnhof, denn dieser existiert nicht mehr. Hier ist nun ein Radweg an Stelle der Gleise entstanden welcher nach Thurnau und Kulmbach führt. Kurz vor dem Pfarrwald ist jedoch eine Hinweiskarte die man als Startpunkt wählen könnte. Als ich vor kurzem Bilder im Pfarrwald für diesen Artikel machte, sah ich das an dieser Karte auch eine Bank mit Tisch gebaut wird. Es sah auch so aus als würde der (sehr) kleine Wanderparkplatz ausgebaut werden. Das macht diese Stelle zu einem guten Start und Endpunkt. Im Folgenden gehen wir den Pfad nochmal aus heutiger Sicht durch, wobei ich die wichtigen Stationen kurz beschreibe.


Pfarrwald



Im Pfarrwald findet sich ein großes Hügelgräberfeld aus der Hallstattzeit (ca. 700-450 v.Chr.) und der darauf folgenden Frühlatènezeit die im 4. Jhdt v. Chr. endete. Über diese Zeit und ihre Vorgängerkulturen kann man auch in den Turmberg Artikel 1 und Artikel 2 lesen.

Der eisenzeitliche Friedhof umfasst 78 Grabhügel verschiedener Größen. Das Pfarrholz ist ein Laubwald. Buchen, Birken und Haseln breiten ihr grünes Blattwerk aus. Sie werden von mächtigen Eichen überragt zu deren Füßen je nach Jahreszeit Pilze, Blumen, Laub und Schnee den Boden abwechslungsreich bedecken. Die Sonne und auch der volle Mond zaubern lange Schatten über den Waldboden.

Beim Betrachten der Natur stößt man auf Rehe, Hasen und selten mal Sauen während viele Vögel mit ihrem Gesang oder Gekrächze auf sich aufmerksam machen. Die frische Luft riecht meist erdig und nach den Pflanzen des Waldes. Die Hügelgräber erheben sich wie sanfte Wellen aus dem Boden.


Der Pfad im Pfarrwald

Der Pfad im Pfarrwald

Der Pfad im Pfarrwald


Der Pfad im Pfarrwald

Die Hügelgräber des Pfarrholzes Kasendorf erscheinen fast wie Wellen

Die Hügelgräber des Pfarrholzes Kasendorf erscheinen fast wie Wellen


Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele Hügel von der Spitze aufgegraben (“antrichtern”). Ihr Inhalt, also Schmuck, Waffen, Gefäße die Beigaben enthielten, Urnen mit Leichenbrand oder die Überreste von Körper-Bestatteten, wurden unzulänglich entfernt und zu Museumsschaustücken oder Ähnlichem.

1934 begann, wie schon erwähnt, Max Hundt mit Grabungen. Im Rahmen eines Lehrerferienkurses legte man, mit von Hundt entwickelten Grabungsmethoden, zwei Grabhügel, Nummer 10 und 19, frei und wertete die Grabungen gründlich aus. Der Hügel 19 wurde im freigelegten Zustand gelassen, hier zeugt nur noch der Steinkreis von der Grabstätte, Das Grab 10 wurde wiederhergestellt.

Im Pfarrholz, bzw. Pfarrwald Kasendorf

Im Pfarrholz, bzw. Pfarrwald Kasendorf



Je größer ein Hügel war, desto Größer war wohl auch der soziale Status des Bestatteten. Die Größe könnte auch Auskunft geben über die Größe vom Freundeskreis und der Familie. Beim Auswählen der beiden Gräber war man recht geschickt, denn Grab 19 ist eine Urnenbestattung, Grab 10 hingegen eine Körperbestattung.

Bild bei Vollmond im Pfarrwald

Bild bei Vollmond im Pfarrwald


Grab 19



Das Grab wird in die Stufe C der Hallstattzeit datiert. Dieses ist die ältere Hallstattzeit und somit auch die ältere Eisenzeit. Sie folgte auf die Urnenfelderzeit , aus welcher wir einen Friedhof im Industriegebiet sehr nahe am Pfarrwald kennen. Der Bestattungsritus war passenderweise sehr ähnlich. Der Leichnam wurde direkt vor Ort verbrannt. Die Urne und die Beigaben liegen ebenerdig in einer Grabkammer aus Holz, deren Decke mit Steinen belegt war. Das Holz war schon verwittert und die Steine hineingefallen. In der Kammer waren einerseits die Scherben der Urne und andererseits Scherben von 19 anderen Gefäßen, die bis zu 13 Liter fassten sowie eine Schälchennadel. Ich stelle mir das ziemlich unübersichtlich vor: Das Holz ist nur noch anhand von Verfärbungen zu erkennen, die Steine haben wohl die Gefäße zerschlagen und Erde ist auch nachgerutscht.

Die Kammer wurde bei der Bestattung zunächst mit einem kleineren Erdhügel bedeckt welcher dann Schicht um Schicht, vielleicht über Jahre hinweg wuchs. Um den vollendeten Hügel lagen Steine im Kreis. Die Ausgräber entfernten 400 Wagenladungen an Erde.

Der Steinkreis ist der Rest des Grabes 19

Der Steinkreis ist der Rest des Grabes 19


Grab 10



Das Grab datiert um 500 v. Chr. in die Hallstattstufe D (620-450 v. Chr.), ihr folgt dann die Latènezeit.

Hier hat sich der Ritus geändert, es ist keine Urnen-, sondern eine Körperbestattung. Das Skelett der 1,80 m großen und ca. 50-60 Jahre alten Frau wurde mit Bronzehalsring, Hohlohrringen und Gefäßen aus Ton gefunden. Die Gefäßscherben wurden untersucht und man fand Reste eines Gemisches aus Quark und Honig. Die Leiche lag in einem Steinkranz mit einer Lücke, vielleicht einem “Eingang”. Auch dieser Hügel wurde nach und nach aufgeschüttet.

der kleine Hügel ist das Grab10

der kleine Hügel ist das Grab10



Geologie - Jura


Die Geologie nimmt hier einen großen Teil ein. Um die Seite lesbar zu halten habe ich diesen Teil ein / ausblendbar gemacht





Das Felsentor bei Reuth



Eine solche Form hat auch das Felsentor bei Reuth. Einige nennen es auch steinernes Tor, ich kenne es aus meiner Kindheit als Felsentor und nenne es deshalb recht stur auch so. Die Entstehung habe ich ja gerade beschrieben, deshalb zeige ich nur noch einige Bilder und verlinke den Artikel und den Google Maps Eintrag.

Nach dem Felsentor gelangen wir zum ehemaligen Märchenwald

Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf

Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf


Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf

Felsentor bei Reuth nahe Kasendorf


Märchenwald



Auch hier halte ich mich kurz, da der Märchenwald und sein Schicksal ja im oberen Teil schon beschrieben wurden.

Wenn man heute Leuten von diesem Stück erzählt, so haben meist alle die Idee, die Märchenkanzel oder Lyrik- und Prosatexte wieder aufzubauen.

Es wäre eine Bank und wetterfeste Vitrinen oder Ähnliches nötig. Vielleicht kann man das mit den Grundstückseigentümern und der Gemeinde mal durchdenken. Möglicherweise finden sich auch Spender. Das Freischneiden der Aussicht, nahe der Bank wäre auch ein Gewinn.

Der Bereich des ehemaligen Märchenwaldes; heute (2018)

Der Bereich des ehemaligen Märchenwaldes; heute (2018)


Sonnentempel



Über den oberen Weg oder den unteren Weg am Steinbruch in Kasendorf entlang erreichen wir den Sonnentempel. Zum Steinbruch möchte ich sagen das hier früher ein Grillplatz mit einem Schwenkgrill stand welcher mit Ketten an einer Überdachung montiert war. Hier könnte ich mir auch vorstellen das etwas Ähnliches wieder gut ankommen würde.

Der Sonnentempel, mit dem darunterliegenden “Waldschrat” ist ein Aussichtspunkt von welchem man weit über Kasendorf blicken kann.

Der Sonnentempel wurde von zwei Kasendorfern, Schreinermeister Fritz Schneider und dem arbeitslosen Zimmerer Ferdinand Richter, 1948/49 unentgeltlich in beispielhafter Weise neu errichtet.

Sein Vorgänger stand wohl schon vor dem Naturpfad.


Waldschrat und Sonnentempel

Waldschrat und Sonnentempel

Waldschrat und Sonnentempel


Waldschrat und Sonnentempel

Blick vom Sonnentempel nach Kasendorf

Blick vom Sonnentempel nach Kasendorf


Die letzte Station ist heutzutage der Turmberg mit dem Magnusturm , vorher könnte man einen Abstecher zur Friesenquelle machen. In der Karte (am Ende des Artikels) findet sich auch ein weiterer Aussichtspunkt, der nichts mit dem Pfad zu tun hat, der Hirschensprung. Ich habe ihn wegen seiner Nähe mit aufgenommen. Man erreicht den Hirschensprung über die Treppe an der Friesenquelle. Die Treppe reicht bis auf die Anhöhe hinauf, dort geht man ein Stück südöstlich und gelangt zum Aussichtspunkt. Den gleichen Weg nimmt man dann wieder zurück zum Naturpfad.


Turmberg



Auf den Turmberg mit dem Magnusturm führen von Kasendorf aus mehrere Wege. Von der Friesenquelle kommend steht hinteren Festplatz. Hier kann man den breiten befahrbaren Weg nehmen, oder man beschreitet dort den schmalen Bergweg welcher auch durch die alten westlichen zwei Tore führt.

Am vorderen Teil des Festplatzes kommt man an den Felsenkellern vorbei zu einer Treppe welche am ehemaligen Nordtor endet. Von dort kommt man dann schnell zum Magnusturm den man da schon über sich sieht.

Magnusturm auf dem Turmberg Kasendorf

Magnusturm auf dem Turmberg Kasendorf



Hier ist die Route des neuen Pfades in GoogleMaps , zum Beispiel zum Navigieren darunter zum ein und ausklappen ist eine Übersichtskarte

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